Zwei Personen sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Leichtathletik Abteilung in den letzten Jahrzehnten sehr erfolgreich war und dass sie hervorragende Trainingsmöglichkeiten in Wasserburg vorfindet.

Es ist einmal Alfred Schuhbeck, der 2020 leider viel zu früh verstorben ist. Die zweite Person ist Walter Chucholl, der außerdem Ehrenvorsitzender des TSV 1880 Wasserburg ist. Nachfolgend ist ein Kurzportrait der zwei entscheidenden Trainerpersönlichkeiten zu finden.

 

Alfred Schuhbeck

Man hat ihn gar nicht sehen müssen. Man hat es gespürt und meistens auch gleich gehört, wenn er den Sportplatz betreten hat. Ein großer Mann, mit einem ordentlich großen Bauch, einer tiefen Stimme, die auf oberbayrisch seinen Athleten, nun ja, motivierte. Nicht selten waren seine Athleten, die laut ihm, oft „ein Tempo in den Füßen“ hatten, „wie eine müde Klofliege“, deutsche Spitze in ihren Disziplinen.

Dieser Absatz war in einer Fürther Zeitungen zum Jubiläum der LAC Quelle Fürth erschienen. Und ich finde dies charakterisiert Alfred sehr gut. Alfred hatte immer einen starken Eindruck auf dem Sportplatz hinterlassen, dem sich keiner entziehen konnte.

Alfred hat neben seiner über 50-jährigen Trainertätigkeit weitere wichtige Positionen in der Leichtathletik übernommen. Er war jahrelang Kreisvorsitzender im Leichtathletik Kreis Wendelstein, in den 80er Jahren parallel dazu noch Schülerwart im Bezirk Oberbayern, dazu zweiter Vorsitzender im TSV und Abteilungsleiter der Leichtathletik Abteilung.

Alfred begann seine Trainerkarriere bereits im jugendlichen Alter Ende der 60er Jahre. Schon 1972 hatte er mit Gerd Kramer einen Deutschen Jugendmeister über 1500m Hindernis. Außerdem wurde Gerd Kramer noch 5. bei den Junioreneuropameisterschaften über 2000m Hindernis in diesem Jahr. So ging es über die letzten Jahrzehnte weiter. Sein größter sportlicher Erfolg jedoch, war der Gewinn der Junioren Weltmeisterschaft im 10 Kampf mit Eric Kaiser 1990 und die Teilnahmen von Bernhard Kelm bei internationalen Meisterschaften, wie der Weltmeisterschaft in Stuttgart 1993. Alfred hatte über die Jahrzehnte eine Unmenge an Bundeskader Athleten geformt. Seine Leidenschaft war der Wurf und dort insbesondere Kugel und Diskus. Er hatte aber in allen Bereichen, wie Sprung, Lauf, Sprint und Wurf, Athleten in verschiedenen Landes- und Bundeskader.

Diese Erfolge waren nur möglich, weil Alfred über die Jahrzehnte ein unheimliches Engagement gezeigt hat. Er legte mehrere 10.000km pro Jahr zurück. Seine Wochenenden verbrachte er auf den Sportplätzen in Deutschland. Man konnte sich ihm nicht entziehen. Wenn man nicht zum Training erschien, kam er sofort vorbei. Die auswärtigen Athleten trainierte er entweder vor Ort oder er holte sie zum Training ab und brachte sie auch wieder nach Hause. Seine Athleten kamen aus Mühldorf, Isen, Halfing, Haag, Ramsau und vielen anderen Orten in der Umgebung. Kein Leichtathletik Talent war vor Alfred sicher. Er hat viele Generationen von Athleten trainiert und geprägt.

In Erinnerung bei vielen Sportlern bleiben seine legendären Trainingslager in Schielleiten in Österreich. Dort verbrachte Alfred über 25 Jahre lang einen Teil seiner Osterferien. Zu seinen besten Zeiten wurden die Athleten mit Reise Bussen nach Schielleiten gefahren. Es waren nicht nur Wasserburger Leichtathleten, sondern auch Athleten aus anderen Vereinen im Umkreis. Fast 50 Athleten waren keine Seltenheit. Dort quälte er sie mit seinem speziellen Medizinball Programmen und seinen Lauf-Einheiten.

Alfred hat nicht nur in Wasserburg und der Region tiefe Spuren hinterlassen. Durch seine spezielle Art war Alfred deutschlandweit bekannt. In den letzten Jahren, als er krankheitsbedingt nicht mehr so mobil war, wurde ich überall in Deutschland auf ihn angesprochen.

Er hat in Wasserburg eine große Leichtathletik Familie geschaffen. Wir haben mit Alfred sehr viel Zeit auf und neben dem Sportplatz verbracht. Viele Dinge aus dieser Zeit haben vielen für ihr weiteres Leben geholfen und es sind auch viele Kontakte und Freundschaften entstanden. Dies kann man als Alfred seinen größten Erfolg bezeichnen, die vielen Geschichten und Erinnerungen, die bleiben.

 

Walter Chucholl

Walter Chucholl war fast 6 Jahrzehnte erst als aktiver Sportler und dann mit vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten für die Leichtathletik Abteilung und auch den Hauptverein tätig.

2021 erklärte er seinen Rückzug vom TSV, weil die räumliche Entfernung seines Wohnsitzes es ihm nicht mehr ermöglichte die verantwortungsvolle Aufgabe als Vorsitzender weiterzuführen.

Im Jahr 1962 – also vor über 60 Jahren – ist Walter Chucholl in die Leichtathletik Abteilung des TSV 1880 Wasserburg eingetreten. Als Weitspringer, Sprinter und Staffelläufer hat er zu den damaligen Erfolgen der Abteilung beigetragen.

Bereits 3 Jahre später hat er sich als Übungsleiter eingebracht – besonders für sportliche Mädchen und Frauen. Nach Angaben im Archiv war er damals auch der sogenannte Frauenwart.

Im Jahr 1971 übernahm Walter das Amt des Chefs der Leichtathleten. Dann folgen 1985/86 zwei Jahre als stellvertetender TSV Vorsitzender und von 1991 – 1998 eine Zeit als Vorsitzender des Vereins.

2016  bis 2021 stellte er sich wieder für das Amt des Vereinsvorsitzenden zur Verfügung.

Mit Beginn seiner Übungsleitertätigkeit initiierte er zusammen mit Willi Schuhbeck senior und Alfred Schuhbeck den Aufbau einer modernen, leistungsstarken Leichtathletik Abteilung. Später stieß noch der Eiselfinger Hans Diehl zum Team dazu.

Da Walter Chucholl auch ein Meister des Improvisierens und Organisierens war, gab es einige, für damalige Verhältnisse ungewöhnliche Neuerungen:

Einen Bauwagen als Umkleide für Mädchen und Frauen,

ein altes Förderban als Kunststoffbahnersatz beim Weitsprung

und Säcke mit Schaumstoff und Schaumstoffmatten für die Landung bei Hoch- und Stabhochsprung, sowie eine sündhaftteure Kraftmaschine.

Walter hatte auch immer ein offens Ohr für seine jugendlichen Aktiven, auch im nicht sportlichen Bereich. Manchem Mädchen half er bei Finden einer Lehrstelle.

Da im Lauf der Zeit immer mehr Mädchen und Buben nicht mehr nur aus Wasserburg, sondern auch aus dem Umland stammten und die Eltern sie nicht immer zum Training bringen konnten bzw. holen konnten, musste ein Fahrdienst eingerichtet werden. Im Karmann Ghia von Hans Diehl und R4 von Walter Chucholl wurden die Sportler regelrecht hineingeschichtet und stundenlang durch die Gegend kutschiert.

Schließlich gelang es Walter mit Hilfe von Sponsoren einen Kleinbus zu kaufen, mit dem auch Fahrten ins Trainingslager – sogar bis Nizza und Marseille – möglich waren.

Er baute einen Stamm von Kampfrichtern und Trainern auf, sodass er seine eigenen Trainingszeiten reduzieren konnte. Viele Jahre war er bei Sportfesten Stadionsprecher und Chef im Wettkampfbüro.

Ein Highlight seiner Zeit als Abteilungsleiter war die Ausrichtung der Bayerischen Jugend A Leichtathletikmeisterschaften im Jahr 1980 im Rahmen der 100 Jahre TSV 1880 Wasserburg mit der Einweihung des Badria Stadions. Walter hatte einen maßgeblichen Anteil daran, dass das Badria Stadion mit 6 Bahnen und Kunststoffbelag ausgestattet wurde. Dies ist für heutige Maßstäbe normal, jedoch war es damals die große Ausnahme.